Ilsenhöhle

 

Altsteinzeitliche Ausgrabungen in der Ilsenhöhle unter Burg Ranis

 

Die Kampagne 2016

Die Ilsenhöhle unter Burg Ranis ist eine der bedeutendsten Fundstellen für den Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum in Mitteldeutschland. Das Mittelpaläolithikum – die ‚Mittlere Altsteinzeit` – umfasst einen Zeitraum von mehreren hunderttausend Jahren, in denen der Neandertaler in Europa heimisch war. Vor etwa 40.000 Jahren drang der moderne Mensch – also wir – nach Europa vor und verdrängte den Neandertaler. Diese neue Epoche wird in der Archäologie Jungpaläolithikum, ‚Jüngere Altsteinzeit’, genannt. Genau dieser spannende Zeitabschnitt des Menschenwechsels ist in den Schichten unter der Burg Ranis dokumentiert: Einige Ablagerungen erbrachten Steinwerkzeuge, welche typisch für den Neandertaler sind. Darüber lagen Schichten, welche charakteristische Steinwerkzeuge des modernen Menschen beherbergten.

 

Die Ilsenhöhle wurde bereits in den Jahren 1932 bis 1938 systematisch von Werner Hülle, damals angestellt bei der ‚Landesanstalt für Vorgeschichte Halle’, ausgegraben. Obwohl damals ein Großteil der Höhle unter großer Sorgfalt untersucht wurde, haben wir, das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Leipzig und das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen, Weimar, im Sommer 2016 damit begonnen, erneute Ausgrabungen in der Ilsenhöhle durchzuführen. Aufgrund der Bedeutung der Fundstelle für den Übergang vom Neandertaler zum modernen Menschen, möchten wir mit neuen Fragestellungen und mit modernsten Methoden die Schichtenfolge unter der Ilsenhöhle erneut untersuchen.

 

Die erste Hürde, die wir dabei zu überwinden hatten, war die Suche nach einem geeigneten Ort für unseren Grabungsschnitt. Da die Schichtenfolge unter der Ilsenhöhle sehr tief ist – bis zu 7m – und es zu Beginn nicht ganz eindeutig war, wo Werner Hülle überall gegraben hatte oder wo noch Reste der originalen Sedimente vorhanden sind, war es nötig, geplant und gezielt vorzugehen. Bereits im Herbst 2015 haben wir daher mit der Methode der ‚Geoelektrik’ – dabei wird der elektrische Widerstand des Bodens gemessen – den Boden in und um die Ilsenhöhle durchleuchtet, um gewachsenen Boden von den künstlichen Verfüllungen der Altgrabungen zu unterscheiden. Die Ergebnisse gaben erste Hinweise darauf, wo der geeignetste Ort für eine erneute Untersuchung zu finden wäre. Um die aus der Geoelektrik gewonnenen Daten zu überprüfen und um Anhaltspunkte über die tatsächliche Tiefe der Schichtenfolge zu gewinnen, haben wir im Frühjahr 2016 Kernbohrungen an ausgewählten Stellen durchgeführt. Der Bohrer ist dabei eine Hohlform, die es ermöglicht, die durchbohrten Ablagerungen zutage zu fördern, auszulesen und zu interpretieren.

 

Durch die Voruntersuchungen konnten wir eine geeignete Stelle für unsere erste Ausgrabungskampagne in der Ilsenhöhle finden. Dennoch – solange wir nicht nachgesehen hatten, war es trotz der Untersuchungen im Vorfeld nicht hundertprozentig klar, ob wir originale Ablagerungen vorfinden würden, oder nicht. Aber unsere Mühe wurde belohnt: schon nach der ersten von sieben arbeitsreichen Wochen hatten wir tatsächlich die Obergrenze der gewachsenen Schichtenfolge unter der Ilsenhöhle vor uns. Das ermöglichte es uns, bereits in unserer ersten Ausgrabungskampagne mit systematischen Ausgrabungen und Untersuchungen zu beginnen. Jedoch, aufgrund der Mächtigkeit der Ablagerungen, konnte es uns vorerst noch nicht gelingen, die spannenden Schichten der letzten Neandertaler und der ersten modernen Menschen aufzudecken. Das wird das Ziel für unsere kommende Kampagne im Sommer 2017 sein.

 

 

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