Dauerausstellung

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Geologie des Orlatales

Geschichte einer Landschaft

Geologie des Orlatales: ErdgeschichteDas Gesicht unserer heutigen Erde, ihre vielfältigen Landschaften, wurde in für uns unendlich langen Zeiten geformt. Es begann vor 4,5 Milliarden Jahren, als sich aus kosmischer Materie ein Glutball formte. Mit seiner Abkühlung entstand eine Gesteinskruste und es bildeten sich vor etwa 4 Milliarden Jahren Urozeane auf der Erde und eine Gashülle um sie herum. 

In den Urozeanen entstanden vor etwa 3,8 Milliarden Jahren die ersten Lebewesen und begannen an der Ausgestaltung von Erde, Ozeanen und Atmosphäre teilzuhaben – bis heute, in der von uns Menschen geformten Landschaft.

 

Küstenort Ranis

Geologie des Orlatales: RiffdioramaKommen Sie mit auf eine geologische Wanderung durch die Orlasenke und ihre Geschichte, erleben Sie Zeiträume, als das Meer alles bedeckte, als sich gewaltige Gebirge auftürmten und heiße Wüsten gefolgt von neuen Überflutungen all die Gesteine entstehen ließen, die heute diese Landschaft prägen. 

Tauchen Sie ein in das Zechsteinmeer und erleben Sie auf einer Unterwasserexpedition die einzigartigen Riffe der Orlasenke. Auf einem dieser Riffe steht Burg Ranis.

 

Wo Steine Geschichten erzählen

Geologie des Orlatales: BergbauDie Ausstellung zu Geologie und Bergbau des Orlatales erzählt die Geschichte des Riffgürtels in der Orlasenke. Typische Gesteine und Fossilien zeugen von Klimawechseln, Erdbewegungen und der Evolution der Lebewesen bis zum Auftritt des Menschen. 
Seit über 40.000 Jahren nutzen die Bewohner der Region die Hinterlassenschaften der Erdgeschichte. Aus Feuersteinen fertigten sie Werkzeuge, sie gruben nach Erzen und gewannen wertvolle Metalle.

 

Rundgang durch die Ausstellung 

Wir laden Sie ein zu einem unterhaltsamen Erkundungsgang in die Geologie der Orlasenke!

 

 


Prof. Dr. Jörg W. Schneider über die Geologie des Orlatales

 

Artenreiche Ökosysteme

Prof. Dr. Jörg W. Schneider über die Geologie des OrlatalesUnsere heutigen Riffe gehören zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde. Sie sind für den Tourismus und die Fischerei gleichsam wichtig. Ihre massiven Konstruktionen bieten den dahinterliegenden Küsten Schutz vor Sturmwellen und sie sind höchst empfindliche Frühwarnsysteme für Meeresverschmutzungen. Durch ihr hohes Alter sind Riffe zudem wichtige Klima-Archive unserer Erde, da sie mit Wachstumsgeschwindigkeiten und den in ihnen lebenden Organismen auf Meeresspiegelschwankungen und Wassertemperaturen reagieren. Aus nahezu reinem Kalziumkarbonat bestehend sind fossile Riffe wichtige Rohstofflieferanten für die chemische Industrie, die Naturstein-Industrie sowie für Zementwerke.

 

Riffe gibt es seit Urzeiten

Die Konstrukteure haben dabei oft gewechselt. Die ältesten riffähnlichen Strukturen, die Stromatolithe, entstanden vor ca. 3 Milliarden Jahren in den Meeren des Präkambriums, ihre Erzeuger, vor allem Cyanobakterien, sind bis heute am Aufbau der Riffe beteiligt. Riffbildner waren in den verschiedenen Epochen der Erdgeschichte jedoch unterschiedliche Organismen. Im Kambrium waren es Kalkskelette bildende Schwämme, die Archaeocyaten, im Ordovizium bis Devon die Stromatoporen. Neben ihnen waren vom Silur bis in das Devon die Korallen wichtig.

 

Am Ende des Devons

verursachte eine Eiszeit ein Massenaussterben in den Meeren und die riffbildenden Korallen wurden ausgelöscht. Erst im Jura wurden Korallen neben Schwämmen wieder zu bedeutenden Riffbildnern und nahmen dabei bis heute an Bedeutung zu. Nach dem Massenaussterben Ende des Devons sind im Karbon und Perm Stromatolithe zusammen mit höheren Kalkalgen und vor allem den Moostierchen (Bryozoen) weltweit die wichtigsten Konstrukteure der Riffe. Auf einem solchen steil aufragenden Stromatolithen-Bryozoenriff aus dem Perm erhebt sich die Burg Ranis.

 

Leben im Zechstein-Riff

Bei dem hier ausgestellten Leitexponat handelt es sich um eben einen solchen Bryozoen-Riffkalk. Durch Umkristallisation und auch durch Aufnahme von Magnesium können die ursprünglichen Strukturen dieses Riffkalkes, die zahllosen fossilen Reste von Organismen, allerdings verschwunden sein. Ist dies der Fall, dann haben wir oft nur noch einen massigen Kalkstein bzw. Magnesiumkalkstein vor uns. Sind jedoch die ursprünglichen Strukturen erhalten geblieben und, wie an vielen Bausteinen im Burgwall und in den Außenwänden der Gebäude von Burg Ranis, etwas verwittert, bekommen wir einen Eindruck vom ehemals reichen Leben im Zechstein-Riff. 

 

Wachstum der Riffe

Die namengebenden Bryozoen, die Moostierchen, sind als bis mehrere Zentimetergroße verzweigte Ästchen (Acanthocladia) oder bis 10 cm hohe Trichter mit einer netzartigen Wandung (Fenestella) erhalten geblieben. Die regelmäßig verteilten Poren auf der Oberfläche der Kalkskelette führen in die Wohnkammern der kolonial zusammenlebenden Tiere. Bryozoen-Skelette sind wesentliche Konstruktionselemente im Riffkörper und trugen auch als Sedimentfänger zum Wachstum der Riffe bei. Besonders groß ist die Vielfalt der äußerlich muschelähnlichen Brachiopoden (Armfüßer). 

 

Fisch-Fossilien im Kupferschiefer

Häufig waren im Riff die Echinodermen (Stachelhäuter) wie Seeigel, Seelilien und Seesterne. Leider sind ihre aus Kalzitelementen bestehenden Skelette meist zerfallen. Im ruhigeren Wasser hinter dem Riff und in Riffhöhlen suchte der zu den Tintenfischen (Kopffüßer, Cephalopoden) gehörender Nautilus Peripetoceras nach Aas und Kleinkrebsen. Von den das Riff bevölkernden Fischen ist leider nur sehr wenig überliefert – eine Ahnung davon vermitteln uns die prächtig erhaltenen Fisch-Fossilien im Kupferschiefer.
 

Ablagerungen des Zechsteinmeeres

Der Bereich Geologie gibt eine Übersicht über den Aufbau und die Entstehung der Landschaft um die Burg Ranis. Aus der gesamten erdgeschichtlichen Entwicklung sind die Formationen und Epochen dargestellt, die für das Gebiet der Orlasenke geologisch bedeutsam sind. Landschaftlich prägend sind dabei besonders die Ablagerungen des Zechsteinmeeres, welche im Ausstellungsbereich dokumentiert sind. 

 Leitobjekt Geologie des Orlatales: RiffkalksteinLeitobjekt Geologie des Orlatales: Riffkalkstein

 

Verfasser: Prof. Dr. Jörg W. Schneider